Kinder- und Jugendhospiz glückt Generalprobe
Für das Team des Angelika Reichelt Kinder- und Jugendhospizes Joshuas Engelreich war der Samstag, 16. August 2014, der Tag der Tage. Mit viel Herzblut, Liebe zum Detail und dem Willen, gemeinsam etwas Großes für schwer erkrankte Kinder und deren Familien zu schaffen, haben sie der neuen Einrichtung ein Gesicht gegeben. Mehr als 4500 Besucher pilgerten zum Tag der offenen Tür ins Kinder- und Jugendhospiz in Wilhelmshaven. In der Einrichtung blieb keine Tür verschlossen.
In jedem Zimmer informierten Mitarbeiter und Ehrenamtliche über die Ausstattung und speziellen Anforderungen eines Hospizes für junge Gäste vom Säuglingsalter bis zu 24 Jahren sowie über die Appartements für die Eltern und Geschwisterkinder. Vom Robben- bis hin zum Möwenzimmer wurden alle Räumlichkeiten zuvor persönlich gestaltet, mit bunter Kinderbettwäsche ausgestattet und selbst genähten Stofftieren auf den Kopfkissen dekoriert. "Die jungen Gäste und deren Familien sollen sich hier wohl fühlen und an einem familiären Ort zur Ruhe kommen", erzählt Hospizleiterin Irene Müller.
Obwohl die Einrichtung für schwer erkrankte Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern und Geschwisterkinder gedacht ist, kamen unzählige Besucher, die sich bisher noch nicht mit dem Thema Hospiz beschäftigt hatten. Aber auch betroffene Familien mit ihren Kindern besuchten die neue Einrichtung und prüften sie auf Herz und Nieren.
Von Trauer oder bedrückter Stimmung war an diesem Tag nichts zu spüren. Die Besucher strömten über den Markt der Möglichkeiten, auf dem sie sich unter anderem bei den Vereinen und Institutionen wie dem ambulanten Hospizdienst Wilhelmshaven-Friesland, dem Elternverein krebskranker Kinder e.V., ChaKa e.V., dem Familienzentrum West aus Wilhelmshaven oder den Kiwanis Wilhelmshaven-Jade informierten. Für Lacher sorgte der Verein Kindertraum, der mit seinen grünen und pinken Brillen mit und ohne Nase und den Perücken die Besucher zu einmaligen Fotos animierte, die natürlich gleich ausgedruckt mit nach Hause genommen werden konnten.
Einen Teil zum Kinderhospiz trugen die Mädchen und Jungen bei der Mal-Aktion von Katja Schäfer in der Kreativwerkstatt bei. Sie fertigten gemeinsam eine Collage für die Robbe Joshua an, die im Hospiz später aufgehängt wird. Entspannung durch Bowtech und intuitives Malen gab es im Kapitänszimmer bei Andrea Thaden und Beate Mair. Und einen neuen Haarschnitt zugunsten des Kinderhospizes konnten sich die Besucher bei Frauke Düser und ihrem Team vom Friseursalon 21 im Steuermannszimmer abholen.
Wer glaubte, dass Motorradclubs nichts mit sozialen Einrichtungen anfangen können, der wurde am Sonnabend eines Besseren belehrt. Die Motorradfahrer des BTAS (Bikertreff am Siel e.V.) und Old Skull Mariensiel ließen ihre Maschinen mittags ordentlich aufheulen, als sie in einem Korso vor das Kinder- und Jugendhospiz einfuhren. An den Motorrädern flatterten Fahnen mit dem Logo des Hospizes. Das sorgte bei Pflegedienstleiterin Sabine Tepaß-Boldt und Hospizleiterin Irene Müller gleichermaßen für Gänsehaut. Der Tag der offenen Tür war für die Besucher aber nicht nur eine Veranstaltung, auf der sie sich überzeugen konnten von der einmaligen Atmosphäre des Snoezelenraums mit seinem Wasserbett, auf dem die Vibrationen der Entspannungsmusik zu spüren waren. Ein Wunsch ging für Irene Müller mit der Übergabe des Wattmobils in Erfüllung. Auf dem Gefährt können Eltern ihre erkrankten Kinder problemlos mit ins Watt und an den Strand nehmen. Der Verein Kindertraum hatte das Gefährt für das Kinder- und Jugendhospiz gesponsert. Das Kuchenbuffet des Rotary Clubs Jever-Jeverland, die Grillstation und die Salatbar des Kinder- und Jugendhospiz-Fördervereins luden zum Pausieren ein. Viele Besucher verfolgten während ihrer Rundgänge durch die Einrichtung die Auftritte des Chors von Musiktherapeutin Gaby Menzel, der Band Beltane und Carsten Hoeft, der mit seiner Gitarre und Mundharmonika zum Verweilen einlud.
Das Leben pulsierte an diesem Tag zum ersten Mal im Kinder- und Jugendhospiz. Und wie die glücklichen Momente gehört auch das Sterben zum Leben dazu. Interessiert folgten die Besucher den Hospizmitarbeitern durch die Räumlichkeiten, in denen gelacht und getobt werden darf, aber auch in den Abschiedsraum, in dem die Familien ihr verstorbenes Kind auf dem letzten Weg begleiten werden.
Für das Hospiz-Team war es eine geglückte Generalprobe, denn am kommenden Mittwoch, 20. August 2014, nimmt die Einrichtung ihren Betrieb auf. Am Sonntag stimmten Pastor Uwe Mletzko vom Träger des Kinderhospizes, der mission:lebenshaus gGmbH, und Pastor Bernhard Busemann die Freunde und Unterstützer des Hospizes in der Christus- und Garnisonkirche bei einem Dankgottesdienst auf die großen Aufgaben der neuen Wilhelmshavener Einrichtung ein.